Eigentlich muesste man bei einem derart grossen und wenig bevoelkerten Land bei geographischen Dingen ansetzen. Viel zu berichten gibt es aber ueber die Menschen. Argentinier sind sehr freundliche, hilfsbereite Menschen, die ein kleines bisschen schlitzohrig (Wechselgeld pruefen!) aber auch sehr charmant sein koennen. Sie leiden ein kleinwenig an Komplexen, in keinem land der welt ist die Dichte an Psychologen und Psychotherapeuten hoeher als hier. Argentinier fuehlen sich eigentlich den Europaeern mehr verbunden als ihren Nachbarn. Bei soviel europaeisch staemmigen Einwohnern kein Wunder, dass sie lieber Europaeer waeren… Das merkt man auch daran, dass man sich ueberall fast so sicher wie in Europa fuehlt.
Ein besonderes Verhaeltnis haben sie zu ihren chilenischen Nachbarn. Mit ihnen teilen sie mehr als 5000 km Grenze, trotzdem spuert man eine ordentliche Aversion. Man kann zwar nicht ohne den anderen (man teilt schliesslich auch das Schicksal am Ende der Welt zu leben und wirtschaftlich ist man eng verbunden), den „Spiessern“ hinter den Anden traut man aber trotzdem nicht.
Uns ist sofort aufgefallen, dass sie jedenfalls konsequente Spanisch-Sprecher sind. Selbst wenn man das Gespraech in Englisch beginnt, wird erst einmal spanisch geantwortet, selbst wenn sie Englisch sprechen. Fuer uns war das allerdings auch sehr gut, weil wir eifrig versuchen, unser Spanisch zu verbessern.
Einen speziellen Tip haben wir fuer Argentinien-Reisende: Haltet euer Kleingeld beisammen! Argentinier horten grundsaetzlich alle Muenzen, da in vielen oeffentlichen Verkehrsmitteln nur mit Muenzen bezahlt werden kann – es gilt: keine Muenzen, keine Fahrt. Das geht dann sogar soweit, dass Leute vor Bushaltestellen Kleingeld verkaufen. Damit meinen wir verkaufen, nicht wechseln.
Fragt man einen Argentinier nach seinem Lieblingsgericht, so antwortet er 100%ig: Asado. Argentinier sind fleischsuechtig. Allerdings ist die Qualitaet des Fleisches wirklich herausragend. Da koennten sich europaeische Metzger ruhig eine Scheibe abschneiden. Jeden Tag wird ueberall gegrillt und ab dem fruehen Vormittag steigt einem bereits anregender Grillduft in die Nase.
Ein nationales Hobby ist Mate. Ueberall sieht man Menschen mit Thermoskannen, die sich in einerm ausgehoehlten Kurbisgefaess den Tee zubereiten. Es verwundert daher nicht, dass man quasi an jeder Ecke Heisswasserspender findet, die von den grossen Mate-Herstellern gesponsert und rege genutzt werden.
Einmal in Argentinien angekommen, empfiehlt es sich, seinen Tagesrhythmus dem argentinischen anzupassen. Das sieht dann so aus, dass man morgens nicht rauskommt, mittags eine ausgedehnte Siesta haelt und abends erst gegen 10 oder 11 Uhr Essen geht (inklusive Kleinkinder). Ausgegangen wird erst nach Mitternacht. Kein Wunder, ist doch die Happyhour von zwoelf bis eins und die Clubs werden meistens erst gegen drei Uhr morgens voll. Nach Hause geht es erst, wenn die Sonne schon wieder scheint.
Das Land selber hat wahnsinnig viel zu bieten: vom patagonischen Eis im Sueden, den Anden entlang ueber die Weiten der Pampa, der absolut westlichen Metropole Buenos Aires bis in die staubtrockenen Hochebenen und Salzwuesten in Jujuy und die tropische Landschaft um Iguazu. Das Land ist riesig, die Dimensionen sind fuer europaeische Verhaeltnisse gigantisch und so ist es kein Wunder, dass wir fast 8000 km im Bus verbrachten.
Am Lustigsten fanden wir den Falkland Islands/Islas Malvinas-Komplex. Argentinische Karten weisen konsequent diese Inseln wie auch Suedgeorgien und die Elephant Islands als argentinisch aus… da hat man wohl was nicht richtig verstanden oder verkraftet?
Wir hatten in jeder Hinsicht eine erfuellte Zeit in einem wunderschoenen Land.
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