El mejor de Argentina

6 02 2009

Eigentlich muesste man bei einem derart grossen und wenig bevoelkerten Land bei geographischen Dingen ansetzen. Viel zu berichten gibt es aber ueber die Menschen. Argentinier sind sehr freundliche, hilfsbereite Menschen, die ein kleines bisschen schlitzohrig (Wechselgeld pruefen!) aber auch sehr charmant sein koennen. Sie leiden ein kleinwenig an Komplexen, in keinem land der welt ist die Dichte an Psychologen und Psychotherapeuten hoeher als hier.  Argentinier fuehlen sich eigentlich den Europaeern mehr verbunden als ihren Nachbarn. Bei soviel europaeisch staemmigen Einwohnern kein Wunder, dass sie lieber Europaeer waeren… Das merkt man auch daran, dass man sich ueberall fast so sicher wie in Europa fuehlt.

Ein besonderes Verhaeltnis haben sie zu ihren chilenischen Nachbarn. Mit ihnen teilen sie mehr als 5000 km Grenze, trotzdem spuert man eine ordentliche Aversion. Man kann zwar nicht ohne den anderen (man teilt schliesslich auch das Schicksal am Ende der Welt zu leben und wirtschaftlich ist man eng verbunden), den „Spiessern“ hinter den Anden traut man aber trotzdem nicht.

Uns ist sofort aufgefallen, dass sie jedenfalls konsequente Spanisch-Sprecher sind. Selbst wenn man das Gespraech in Englisch beginnt, wird erst einmal spanisch geantwortet, selbst wenn sie Englisch sprechen. Fuer uns war das allerdings auch sehr gut, weil wir eifrig versuchen, unser Spanisch zu verbessern.

Einen speziellen Tip haben wir fuer Argentinien-Reisende: Haltet euer Kleingeld beisammen! Argentinier horten grundsaetzlich alle Muenzen, da in vielen oeffentlichen Verkehrsmitteln nur mit Muenzen bezahlt werden kann – es gilt: keine Muenzen, keine Fahrt. Das geht dann sogar soweit, dass Leute vor Bushaltestellen Kleingeld verkaufen. Damit meinen wir verkaufen, nicht wechseln.

Fragt man einen Argentinier nach seinem Lieblingsgericht, so antwortet er 100%ig: Asado. Argentinier sind fleischsuechtig. Allerdings ist die Qualitaet des Fleisches wirklich herausragend. Da koennten sich europaeische Metzger ruhig eine Scheibe abschneiden. Jeden Tag wird ueberall gegrillt und ab dem fruehen Vormittag steigt einem bereits anregender Grillduft in die Nase.

Ein nationales Hobby ist Mate. Ueberall sieht man Menschen mit Thermoskannen, die sich in einerm ausgehoehlten Kurbisgefaess den Tee zubereiten. Es verwundert daher nicht, dass man quasi an jeder Ecke Heisswasserspender findet, die von den grossen Mate-Herstellern gesponsert und rege genutzt werden.

Einmal in Argentinien angekommen, empfiehlt es sich, seinen Tagesrhythmus dem argentinischen anzupassen. Das sieht dann so aus, dass man morgens nicht rauskommt, mittags eine ausgedehnte Siesta haelt und abends erst gegen 10 oder 11 Uhr Essen geht (inklusive Kleinkinder). Ausgegangen wird erst nach Mitternacht. Kein Wunder, ist doch die Happyhour von zwoelf bis eins und die Clubs werden meistens erst gegen drei Uhr morgens voll. Nach Hause geht es erst, wenn die Sonne schon wieder scheint.

Das Land selber hat wahnsinnig viel zu bieten: vom patagonischen Eis im Sueden, den Anden entlang ueber die Weiten der Pampa, der absolut westlichen Metropole Buenos Aires bis in die staubtrockenen Hochebenen und Salzwuesten in Jujuy und die tropische Landschaft um Iguazu. Das Land ist riesig, die Dimensionen sind fuer europaeische Verhaeltnisse gigantisch und so ist es kein Wunder, dass wir fast 8000 km im Bus verbrachten.

Am Lustigsten fanden wir den Falkland Islands/Islas Malvinas-Komplex. Argentinische Karten weisen konsequent diese Inseln wie auch Suedgeorgien und die Elephant Islands als argentinisch aus… da hat man wohl was nicht richtig verstanden oder verkraftet?

Wir hatten in jeder Hinsicht eine erfuellte Zeit in einem wunderschoenen Land.





Tag 271, Quebrada de Humahuaca

4 02 2009

02.02.2009

Morgens beschliessen wir, zusammen mit Eze weiter ins Tal hinaus nach Iruya zu fahren, einem Dorf das sich quasi am Ende der Welt befindet. Die Fahrt dorthin geht ueber unbefestigte Strassen und durch Flussfurten, aber der kleine VW Gol (der suedamerikanische VW zwischen Golf und Fox) schlaegt sich besser als erwartet. Wir schrauben uns hoeher und hoeher und passieren schliesslich einen Pass mit 4000m mit schoener Aussicht auf die umliegenden Taeler und Berge. Anschliessend geht es wieder weit hinab bis wir das entlegene Nest Iruya erreichen.

Weit ab von jeglicher Zivilisation gibt es hier alles, was man so braucht – ein kleines Krankenhaus, eine Polizei, viele Hostels und sogar Internetcafes! Trotzdem ein charmantes Dorf in unglaublicher Lage. Wir finden ein Lokal, das Lamaschnitzel-Sandwiches anbietet. Das muessen wir doch gleich mal ausprobieren und sind positiv ueberrascht: Es ist suuuperlecker!

Wegen des langen Heimweges brechen wir auch bald wieder auf und erst einmal laeuft es auch super. Ca. 10 km vor der geteerten Strasse passiert es allerdings. Es macht einen Schlag und ploetlich lassen sich die Gaenge nicht mehr wechseln. Wir schaffen es noch ins naechste Dorf Iturbe im 2 Gang, doch dann geht nichts mehr. Sagenhaft, das hat uns gerade noch gefehlt. Gottseidank ist Eze dabei, der uns beim Telefonat mit dem Vermieter behilflich ist. Beschreibung technischer Defekte auf Spanisch ist naemlich noch nicht unsere Staerke. Es wird uns versprochen, dass ein Ersatzauto geschickt wird aus dem 300 km entfernten Salta und dass es ca. 4 Stunden dauert. Also haengen wir den Nachmittag in Iturbe herum, wo es quasi nichts gibt.

Langsam wird es dunkel und die Einwohner von Iturbe fragen uns schon, ob sie uns irgendwohin mitnehmen koennen. Sehr nett, aber wir muessen weiterwarten. Als um 9 Uhr abends immer noch niemand da ist, telefonieren wir nochmals. Alles ok, bald muesste jemand kommen. Eine halbe Stunde spaeter ist dann unser Ersatzauto da und wir koennen endlich nach Salta aufbrechen. Eze lassen wir in Humahuaca raus, es war wirklich ein klasse Tag mit ihm, und duesen nach Salta, wo wir um halb zwei nachts ankommen. Wir fallen erschoepft ins Bett – so war das alles natuerlich nicht geplant gewesen…





Tag 270, Quebrada de Humahuaca

4 02 2009

01.02.2009

Erst um 11 Uhr wird unser Auto von der Autovermietung gebracht – versprochen war es zwischen 9 und 10 Uhr. Suedamerikanische Puenktlichkeit und dann noch Sonntag… Wir kennen zwischenzeitlich schon das entspannte Verhaeltnis der Latinos zur Uhr…

Dann kann es aber losgehen und bereits 120 km spaeter hinter Jujui veraendert sich das Landschaftsbild komplett: das saftige Gruen weicht einer halbwuestenartigen Vergetation, es wird bergig und anstatt Baeumen gibt es nun meterhohe Kakteen. Das beeindruckendste sind jedoch die Gesteinsformationen und deren Farben, die durch Erosion in geschliffen und geformt wurden. Das Gestein hat Farbverlaeufe zwischen schwar, grau, gruen, rot, violett ocker und beige – das sieht wirklich klasse aus. Und so sind einige Fotostops faellig…

In Tilcara bleiben wir dann laenger stehen, da es hier einige interessante Dinge zu sehen gibt. Zuerst gehen wir in das von der Universitaet Buenos Aires unterhaltene Museo archeologiquo, wo alles wissenswerte ueber die regionale Bevoelkerung zusammengetragen ist. Ueber dem Ort thront eine alte Verteidigungsanlage mit angeschlossenem Dorf, eine sogenannte Pucara. Hier wurden einige Gebaeude wieder errichtet und so fuehlt man sich inmitten der Kakteen und alten Gebaeude fast in die Inka-Zeit zurueckversetzt.

In Humahuaca angekommen kaempfen wir uns den Weg erst einmal durch Heerscharen an Einheimischen, die alle in Festtagsstimmung sind. Im Hostel angekommen, sind wir erst einmal sehr ueberrascht – es ist sehr gemuetlich, blitzsauber und schoen im traditionellen Stil gehalten. Mit einem netten australischen Paerchen und Eze, unserem argentinischen Zimmergenossen, gehen wir dann auch noch einmal los – schliesslich ist heute eine doma, ein traditionelles Gauchofest. Wir tauchen in die bunte Welt der feiernden Menschen ein und geniessen das Fest. Viele tragen ihre Trachten, es werden junge Pferde rodeomaessig eingeritten, es wird viel gesunden, getanzt, getrunken und natuerlich auch getrunken. Die Atmosphaere ist wunderbar und wir saugen gierig jeden Moment ein. Natuerlich gibt es auch eine leckere Chorizo vom Grill.





Tag 269, Salta

1 02 2009

31.01.2009

In der Frueh lassen wir es ruhig angehen. Wir besorgen noch Bustickets nach Nord-Chile, genauer gesagt nach San Pedro de Atacama. Nach unserem Ausflug per Mietwagen an den naechsten beiden Tagen, soll´s am Dienstag ueber die Anden wieder nach Chile gehen. Ja, unser Argentinien-Abenteuer neigt sich langsam dem Ende zu. Deshalb „muessen“ wir heute abend auch nochmal typisch argentinisch essen gehen – Bife de Lomo von der Parilla – also Rinderfilet vom Grill…

Wir machen nachmittags eine lange Siesta und straten am fruehen Abend nochmals, um diverse Kirchen und Maerkte anzuschauen. Doch was ist das? Alles ist geschlossen! Wir werden etwas stutzig und fragen Passanten nach der Uhrzeit und finden heraus, dass es eine Stunde frueher als gedacht ist! Das Problem ist naemlich, dass es in Argentinien keine einheitliche Zeitzone gibt. Jede Provinz kann selbst entscheiden, ob es eine Sommerzeit gibt oder nicht. Das kann dann durchaus etwas verwirrend sein und dazu fuehren, dass man 2 Tage lang mit der falschen Zeit lebt. Aber so haben wir jetzt unverhofft eine Stunde gewonnen! 😉

Uebrigens: Unser Lomo-Abschiedsessen war fantastisch. Das Restaurant wird in unsere Linkliste eingefuegt, so gut war´s!





Tag 268, Salta

31 01 2009

30.01.2009

In Salta spuert man zum ersten Mal die Naehe zu Bolivien. Die Stadt ist quirliger als andere argentinische Staedte, es spielt sich viel mehr Leben auf den Strassen ab, es gibt wieder Essensstaende und viele Menschen mit andin-indigenem Einschlag (dunkle Hautfarbe, runde Gesichter und schmale Augen). Salta an sich ist eine wirklich huebsche Stadt und wird auch oft als „die Schoene“ bezeichnet – viele Kolonialbauten und riesige Kirchen aus dem 18 Jhdt. sind gut erhalten und es gibt einen schattigen zentralen Platz mit Arkaden, Galerien, einer Kathedrale und der Stadtverwaltung. Uns gefaellt es auf Anhieb gut hier.

In unserem Hostel organisieren wir erst einmal die naechsten Tage und der junge Mann an der Rezeption ist super behilflich mit Tips und Reservierungen. Wir werden uns ab Sonntag fuer 2 Tage einen Mietwagen nehmen und in die Berge fahren – so koennen wir anhalten wo wir wollen, Fotos schiessen und kleine Doerfer anschauen. Wird bestimmt schoen.

Wir sehen uns noch etwas die Stadt an, allerdings ist es auch hier ziemlich heiss und vor allem ist nachmittags wieder alles wegen Siesta geschlossen – so auch zum Bespiel die Kirchen. Da muessen wir morgen doch glatt nochmal eine Stadttour machen!





Tag 267, Corrientes nach Salta

30 01 2009

29.01.2009

Corrientes? „Was gibt´s denn da?“ wird sich der geneigte Argentinien-Kenner fragen. Eigentlich nichts, aber das wussten wir schon vorher. Einziger Grund fuer den Stop hier war, dass wir nicht von Iguazu durchgehend 24 Stunden im Bus sitzen wollten. Also haben wir in der Mitte diesen Tagesstop gemacht und fahren heute abend ueber Nacht wieder weiter.

Den Stop nutzen wir fuer eine ausfuehrliche Internetsession, ein paar Telefonate und einen Bummel durch die ganz nette Fussgaengerzone und eine Shoppingmall. Der Tag zieht sich doch ganz schoen in die Laenge, so dass wir im Bus auch bald die Augen zumachen.





Tag 266, Von Puerto Iguazu nach Corrientes

29 01 2009

28.01.2009

So ein Hostel mit grossem Pool hat schon etwas fuer sich. Nach dem Auschecken wird gleich am Pool eingecheckt und wir verbringen den restlichen Tag damit, die Braeune auf unseren Koerpern etwas gleichmaessiger zu verteilen, ein bisschen zu baden, zu lesen und einfach mal gemuetlich zu machen. Der wahnsinnig heisse und anstrengende Tag von gestern steckt uns noch ein bisschen in den Knochen.

Um neun Uhr abends geht es dann per Bus weiter nach Corrientes. Kurz hinter Iguazu wird der Bus von der Polizei angehalten, was an Stadt- bzw. Provinzgrenzen nichts aussergewoehnliches ist. Allerdings wird dieses Mal der komplette Bus auf Ausweise kontrolliert und Bertram´s Daypack wird einmal komplett gefilzt. Wir vermuten, dass es aufgrund der Naehe zu Brasilien und auch Paraguay hier ab und an „Auffaelligkeiten“ bei Reisenden gibt. Nach einiger Zeit scheint dann doch alles in Ordnung zu sein und wir duerfen weiter fahren.





Tag 265, Puerto Iguazu

28 01 2009

27.01.2009

Morgens kommen wir nicht so zeitig los wie geplant, Bertram laboriert noch an einer Magenverstimmung. Als diese besser ist, geht´s in den 15 km entfernten Iguazu Nationalpark. Drei Trails kann man zu den Wasserfaellen ablaufen und bekommt diese dann aus unterschiedlichen Perspektiven und Distanzen zu Gesicht. Der erste Trail gibt einen schoenen Rundumblick auf die erste Haelfte der Faelle, die eigentlich aus unzaehligen Faellen unterschiedlicher Groesse bestehen. Der 2. Trail fuehrt auf die kleine Insel San Martin. Fuer die winzige Faehre muss man in praller Mittagssonne anstehen. Schweisstreibend und anstrengend ist das, denn schwuel ist es zudem. Drueben angekommen bieten sich aber wieder schoene Aussichtspunkte, am beeindruckendsten ist jedoch der auf den San Martin Fall – wie in einem Amphitheater auf der Buehne fuehlt man sich – im Halbrund ergiessen sich die Wassermassen vor einem in den Abgrund.

Der Nationalpark beherbergt neben den Faellen auch viele Tiere, von denen wir einige unterwegs sichten: grosse Echsen, niedliche Nasenbaeren, quietschbunte Voegel und Schmetterlinge, wirklich tropisch ist es hier. Der letzte Aussichtspunkt ist zugleich der spektakulaerste: Mit einem Eisenbaehnchen gelangt man zum sogenannten Teufelsschlund. Fast einen Kilometer laeuft man ueber Stege ueber scheinbare ruhig dahinfliessende Flussarme, bis plaotzlich hufeisenfoermig der Fluss ins Nichts herunterbricht. Das Spektakulaere ist, dass man bis direkt an die Abbruchkante kommt und in den wild brodelnden Schlund schauen kann. Wirklich beeindruckend, diese Massen, das Getoese und die Gischt.

Die Sonne brutzelt nach wie vor und es zieht uns an den Pool fuer eine Abkuehlung und auf die Liege – der Tag war klasse, aber echt anstrengend!