Schoenes, armes Kambodscha

21 08 2008

Hoechste Zeit fuer ein „Nachwort fuer Kambodscha…“

Nur 2 Wochen waren wir in Kambodscha unterwegs und trotzdem hat uns das Land mit seinen Gegensaetzen bewegt.

Wir sind froh, dass wir trotz der kurzen Zeit mehr gesehen haben als die Standard-Touristen-Spots Angkor und Phnom Penh. Ersteres ist ein kulturelles Highlight 1. Kategorie, das man wirklich gesehen haben sollte, und die Hauptstadt ist in einigen Teilen sehr modern und bietet viel Information zur phasenweise sehr tragischen Geschichte des Landes. Vor allem die extreme Zeit der Roten Khmer Ende der 1970er, die fast 2 Millionen Kambodschaner nicht ueberlebt haben, hat die Menschen gepraegt und trotz aller Armut begegnen einem die Leute mit viel Freundlichkeit und Lachen. Auch in sehr entlegenen Flecken, wo kaum Touristen hinkommen, sind die Menschen, vor allem die Kinder, sehr neugierig und man kommt schnell in Kontakt.

Das Land ist gerade dabei aufzuwachen und man merkt schon, das Geschaefte machen wichtiger wird, wenn auch Gott sei Dank noch nicht so uebertrieben wie in Vietnam. Der Staat ist theoretisch eine Demokratie, wenn auch keine lupenreine (sorry Gerhard Schroeder, der musste sein), mit Koenig und so bestehen wenigstens auf dem Papier die Voraussetzungen. Die historisch bedingt extrem junge Bevoelkerungsstruktur ist fast eine Garantie fuer einen Wandel weg von der eher phlegmatischen, ja bisweilen passiven Lebensart. Man muss sich aber im Klaren darueber sein, dass dem viele Hindernisse im Wege stehen und alte Seilschaften und Korruption das System beherrschen. Man kann nur hoffen, dass es Kambodscha auch vom Tropf der vielen internationalen Unterstuetzer schafft, an den man sich doch schon so sehr gewoehnt hat und dass davon auch die vielen Menschen profitieren, die unter teilweise einfachsten Bedingungen auf dem Land leben.

Wer ein sehr schoenes, noch nicht ganz so touristisch gepraegtes Land in Suedostasien mit wunderbar herzlichen und offenen Menschen sehen moechte, dem sei Kambodscha waermsten empfohlen, insbesondere auch abseits von Siem Reap (Angkor) und Phnom Penh.





Tag 96 – Banlung

17 08 2008

11.08.2008

Die Nacht war besser als zuletzt auf blankem Boden, aber es hat so fest geregnet, dass man den Eindruck hatte, das Blechdach breche gleich zusammen. Morgens regnet es immer noch und wir koennen uns noch nicht richtig auf unseren Elefantentrek freuen. Es dauert recht lange bis unsere drei Tragetiere aus den umliegenden Waeldern im Dorf und fuer den „Ausritt“ bereit sind. Dafuer hoert es nach kurzer Zeit auf dem Elefanten auf zu regnen und wir geniessen den Trek. Von den drei Elefanten haben wir den groessten bekommen und in luftiger Hoehe (ca. 3m) muessen wir oft die Koepfe einziehen um nicht im Geaest haengen zu bleiben.

Die Fortbewegung ist eher der gemuetlichen Art, denn die Tiere fressen, wo immer moeglich, alles greifbare Gruenzeug. Wir fragen uns nach ein paar Stunden, wie Hannibal es ueber die Alpen geschafft hat. Elefantenreiten macht Spass, allerdings tut uns nach 6 Stunden unser Hinterteil maechtig weh und wir sind froh, als wir den Treffpunkt erreichen.

Nach einem feinen Abendessen im Dorf freuen wir uns nur noch auf eine Dusche und unser Bett.





Tag 95 – Banlung

17 08 2008

10.08.2008

Die naechsten beiden Tage stehen ganz im Zeichen von Trekking, Bergstaemme erkunden und Elefanten reiten. Mit den vier Englaenderinnen geht es los. Kurz nach dem Start zeigt unser Guide allerdings einige Orientierungsschwaechen und das ganze wird im Stile von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ zu einer echten Dschungelpruefung. Zwei Stunden irren wir durch dichtes Unterholz, kaempfen uns durch mannshohe, stachelige Buesche und versuchen dabei nicht an Schlingpflanzen haengen zu bleiben oder von einer Million Moskitos zerstochen zu werden.

Schliesslich erreichen wir doch noch den anvisierten Wasserfall und sind leicht genervt – man haette ihn sogar per Auto erreichen koennen. Wir ueberqueren den Fluss – diesmal ganz im Stile von Indiana Jones – auf einem umgeknickten Baum und goennen uns erst einmal unsere verdiente Mittagspause. Danach geht es erst einmal ohne weitere Schwierigkeiten weiter.

An Doerfern und Reisfeldern vorbei, erreichen wir das Heimatdorf unseres Guides, in dem wir auch uebernachten werden. Bei unserer Runde durch die Siedlung faellt uns auf, dass die Leute hier noch viel einfacher leben als wir es bisher erlebt haben. Viele der Frauen laufen nur mit einem Wickeltuch als Rock bekleidet oben ohne herum und rauchen Pfeife, die meisten Kinder springen pudelnackt durch die Gegend – das vermittelt fast schon den Eindruck von einem Eigeborenenstamm. An vielen Haeusern sind Bildplakate von Gesundheitsorganisationen angebracht, die die einfachsten Hygieneregeln wie Haendewaschen nach verschiedenen Taetigkeiten vermitteln zu versuchen. Es gibt nicht einmal Toiletten – der Busch ist ja ueberall. Nun ja…

Die meisten Bewohner legen Fremden gegenueber doch eine gewisse Scheu an den Tag, doch die Neugier siegt dann aber und so bestaunen wir uns gegenseitig, als wir unter unserem Pfahlhaus rasten.

Nach dem Abendessen, das aus lokalen Spezialitaeten wie scharfe Bambusspitzen und im Bambusrohr gegartem Gemuese besteht, kommen wir um den typischen, selbst angesetzten Reiswein nicht herum und probieren diese hygienisch zumindest leicht fragwuerdige Angelegenheit unter genauer Beobachtung der Nachbarn. Nachdem diese geschmackliche Mischung aus Apfelmost und Whiskey es bei uns allen nicht auf die Top-Ten-Getraenkeliste schafft, erfreut sich vor allem die Dorfjugend daran und macht sich ueber den grossen Tonkrug her, in den staendig (Regen-) Wasser nachgegossen wird.

Wir bereiten inzwischen unser Bambusmattenlager vor, diesmal aber mit dem Vorteil, dass wir einige Fleece-Decken zusammengefaltet als „Matratzen“ zweckentfremden koennen, und somit einem hoffentlich erholsamen Schlaf vor dem langen Elefantenritt am naechsten Tag nichts im Wege steht…





Herzlichen Glueckwunsch, liebe Karin!

11 08 2008

10.08.2008

Wir wuenschen Dir mit leichter Verspaetung mangels Internet im Dschungel von Herzen alles Liebe und Gute zum Geburtstag. Natuerlich auch viel Glueck und Gesundheit!

Das wuenschen Dir Deine Reisekinder Bertram und Natalie





Tag 94, Banlung

11 08 2008

09.08.2008

Wir haben mal wieder Glueck gehabt und der 1 USD war sicher einer der besser investierten unserer Reise. Wir erfahren morgens, dass der chinesische Bus nach mehreren Pannen mitten auf der Strecke liegengeblieben ist und der nach mehreren Stunden eingetroffene Ersatzbus dann auch noch mit technischen Problemen zu kaempfen hatte. Schlussendlich ist der Bus dann um  4 Uhr morgens in Banlung angekommen – der Albtraum eines jeden Travellers.

Heute erkunen wir den Yaklom Lake, einen kreisrunden Kratersee, der nur eine Stunde zu Fuss entfernt liegt. Der See hat gruenes, klares Wasser und eine angenehme Temperatur. Nachdem wir den See umrundet und dabei einem wissbegierigen jungen Kambodschaner eine Englischstunde gegeben haben, entspannen wir uns an der Badeplattform bei schoenem Wetter. Bertram nutzt die Gelegenheit zum Schwimmen, ueberlaesst es allerdings den jungen Einheimischen, sich kopfueber von der Plattform in die Fluten zu stuerzen. Man lernt ja schliesslich dazu!

Auf dem Weg nach Hause nehmen wir gemeinsam mit den Enlaenderinnen noch einen Drink in einer kleinen, feinen Anlage, die ein Schwede betreibt – mit Sauna natuerlich (wer die in die Subtropen brauchen soll ist uns ein echtes Raetsel).





Tag 93, Fahrt nach Banlung

11 08 2008

08.08.2008

Unser Bus in die entlegene Stadt Banlung faehrt erst mittags los und so lassen wir den Tag gemuetlich angehen. Wir haben automatisch Tickets fuer den 1 USD teureren Bus koreanischen Fabrikats bekommen und nehmen daher nicht den puenktlich abfahrenden chinesischen, wenn das mal die richtige Wahl war…

Nach knapp 2 Stunden auf feinem National Highway geht es auf die beruechtigte rote Erdpiste in Richtung Banlung. Schon nach kurzer Zeit haben wir eine Reifenpanne, die sich allerdings schnell bei einsetzendem heftigem Regen erledigen laesst. Die Erdpiste verwandelt sich schnell in eine schmierige Rutschbahn und wir sind froh, als wir kurz nach sieben Uhr abends im Stockdunklen ankommen.

Gott sei Dank werden wir abgeholt und gemeinsam mit 4 englischen Ladies, die schon mit uns im Bus sassen, dem Fahrer und dem ganzen Gepaeck in einen klapprigen Landcruiser gepackt. Unser Glueck waehrt allerdings nur kurz, nach 3 von 6 km stehen wir – Motorschaden! Ein per Handy herbeigerufener Kumpel bringt uns dann endlich in unsere Dschungellodge. Auf einem Huegel, schoen in einem Wald gelegen, ist es hier aber doch recht feucht und die Wege glitschig, die Regenfaelle, die hier meist gegen Abend einsetzen, fallen hier doch um einiges staerker aus.

Nach einem kurzen Abendessen gehen wir auch schon in unseren Bungalow, schliesslich ist ab 9 Uhr abends der Generatorstrom und damit das Licht aus. Zuvor muessen wir aber noch eine riesige Spinne im Bad in die Flucht schlagen, damit Natalie entspannt Zaehne putzen kann. Dschungelalltag!





Tag 92, Kratie – Radtour zur 100-Saeulen-Pagode

7 08 2008

07.08.2008

Autsch, die Nacht war hart…richtig hart und wir haben kaum geschlafen. Scheinbar sind wir so auf Matratze getrimmt, dass uns eine Holzunterlage als Schlafstaette echt fertig machen kann. Zudem war der Bretterverschlag mehr als hellhoerig und irgendwie immer etwas los – weinende Kinder, Fernseher, Hunde, kraehende Haehne…

Wie dem auch sei, unsere Gast-Familie gehoert wie das gesamt Dorf zu den Fruehaufstehern (gegen 4 UHr 30) und gegen 7 Uhr morgens treten wir den Rueckweg an. Nun merken wir zudem noch die ultrabequemen Saettel unserer klapprigen Damenraeder – der Hintern schmerzt bei jedem Tritt. Das kann ja eine heitere Rueckfahrt werden. Wir beissen uns jedoch tapfer durch und winken uns wieder an x Kindern vorbei zurueck nach Kratie, wo wir nach einer heissen Dusche tot ins Bett fallen. Heute gibts bloss noch Ausruhen, bevor morgen wieder eine Busfahrt ansteht ganz in den Nordosten des Landes ins Hochland. Mal sehen , wann uns dann der naechste Internet-PC ueber den Weg laeuft, denn die Internet-Dichte nimmt momentan rapide ab.





Tag 91 – Kratie, Radtour zur 100-Saeulen-Pagode

7 08 2008

06.08.2008

Morgens mieten wir uns Fahrraeder, die zwar nicht mehr auf dem technisch neuesten Stand sind, aber immerhin fahren. Mathieu begleitet uns ein Stueck des Weges, er muss abends wieder im Hotel sein, denn sein Bus faehrt morgen sehr frueh. Wir zwei moechten es jedoch bis zur sogennanten 100-Saeulen-Pagode schaffen und dort nach einem Schlafplatz fragen. Wir haben gehoert, dass das moeglich sein soll.

Wir haben gerade mal ein paar Kilometer zurueckgelegt, als wir Seyha, einen jungen Kambodschaner, treffen, der uns kurzerhand zu sich nach Hause einlaedt. Wir stossen dort auf eine riesige Familie, die uns herzlich in ihren einfachen Verhaeltnissen empfaengt. Der 15jaehrige Neffe Bona spricht ausgezeichnetes Englisch und uebersetzt und so haben vor allem die Frauen riesigen Spass. Zwischenzeitlich regnet es ziemlich stark und unser Besuch zieht sich in die Laenge und wir werden sogar zum Mittagessen eingeladen. Neugierig werden wir ausgefragt und anschliessend sogar noch ein paar Lieder gesungen. Die Familie ist wirklich wahnsinnig liebenswert, auch wenn nur zwei von Ihnen Englisch sprechen.

Endlich klart es mittags etwas auf und wir radeln weiter. Ueberall, wo wir auftauchen schallt uns ein froehliches „Hello“ entgegen. Nach einer Stunde trennen wir uns von Mathieu und nach einer knappen weiteren Stunde erreichen wir ueber holprige Strassen die Pagode.

Mit etwas Durchfragen landen wir bei einem Clan aelterer Maenner, die sich um die Tempelanlage kuemmern. Englisch spricht niemand, dafuer koennen die meisten der „Alten“ Franzoesisch. Endlich machen sich einmal die 9 Jahre Schul-Franzoesisch von Natalie bezahlt.

Wir fragen nach einem Schlafplatz, denn zum Zurueckradeln ist es zu spaet. Die Maenner beratschlagen sich mehrfach und wir hoeren immer wieder nur „attendez“. Die Reaktion der Maenner laesst darauf schliessen, dass nicht jeden Tag radelnde Touristen nach einem Bett fragen. Ok, wir warten also und erfahren von dem aeltesten der Maenner erwas ueber die Geschichte des Tempels und dass dieser unter Pol Pot voellig zerstoert wurde. Einige der Maenner mussten zur Tarnung in dieser Zeit ihren Beruf (z.B. Lehrer) aufgeben und Feldarbeit verrichten.

Irgendwann bekommen wir dann das Signal zum Aufbruch – bei einem der Maenner und seiner Familie duerfen wir heute Nacht schlafen. Wir begleiten diesen in sein Haus und auch hier gehen drei Generationen ein und aus. Vor allem nachdem sich im Dorf schon rumgesprochen hat, dass heute „besonderer“ Besuch da ist, schauen noch weitere Familienangehoerige vorbei. Die Kommunikation ist schwierig, denn der Alte spricht  nur ein paar Brocken Franzoesisch und der Schwiegersohn nur ein paar Saetze Englisch. Und als wir nach den Familienverhaeltnissen fragen, muessen wir auch hier erfahren, dass drei der acht Kinder dem Regime zum Opfer gefallen sind.

Aber auch hier ruehrt uns die Gastfreundschaft sehr. Fast schon wie selbstverstaendlich bekommen wir noch Reis mit gebratener Wurst zum Abendessen und anschliessend wird unser Nachtlager hergerichtet. In einer Art Bretterverschlag auf der Veranda steht eine Holzunterlage, wie sie hier ueblicherweise zum Schlafen benutzt wird. Eine Strohmatte kommt auf die Holzbohlen und ein Moskitonetz darueber und fertig ist unser Bett. Ziemlich hart zwar, aber es ist trocken und wir sind dankbar, dass wir heute so viele nette Menschen getroffen haben, die selbst nicht viel haben, aber trotzdem gerne teilen. Wir hoffen, dass wir uns morgen frueh mit ein paar Dollar  erkenntlich zeigen koennen.